Es geht um ein Stück Zukunft unserer Stadt, um Arbeitsplätze und Wohnraum. Seit 1967 gibt es die großen Druckereien, zunächst nur von Springer und später mit Bertelsmann. In den beiden Offset- und Tiefdruckdruckereien arbeiteten in Hochzeiten 2000 Beschäftigte. Schon in einem Jahr werden beide geschlossen sein, 650 Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz, Einkommen und Sicherheit. Das ist bitter.
Der Strukturwandel im gedruckten Medienbereich trifft hart. Die zunehmende Digitalisierung verändern nicht nur die Arbeitswelt und Produktionsprozesse. Sie ist, neben Innovationen, Treiber des wirtschaftlichen Strukturwandels und führt in ihrer Folge dazu, dass sich auch die Nachfrage nach Gewerbeflächen verändert. In Ahrensburg erleben wir das jetzt drastisch und verlieren langjährige Gewerbesteuerzahler. Arbeitsplätze und Tätigkeiten verändern sich und damit steigen die Ansprüche an neue Gewerbegebiete. Dies betrifft insbesondere die infrastrukturelle Ausstattung und städtebauliche Gestaltung von Gewerbegebieten. Dank neuer (z.T. digitaler) Produktionsabläufe kann deutlich sparsamer mit Ressourcen und Materialien umgegangen werden. Der Stromverbrauch der beiden Druckereien war so hoch wie der gesamte Stromverbrauch in unserer Stadt! In „Gewerbegebieten der Zukunft“ fallen aufgrund zunehmend neuer Produktionsprozesse vergleichsweise weniger Emissionen an, sodass moderne Gewerbestandorte zunehmend stadtverträglicher werden.
Wie kann es weitergehen?
Neues Planungsrecht ist zu schaffen, die riesigen Bestandsgebäude haben keine Zukunft, alleine die Weiterverarbeitungshallen sind fast 200 Meter lang und 70 Meter breit.
Neues Planungsrecht sollte fantasievoll neue Lösungen bieten, alle Spielräume nutzen, Varianten prüfen. Ein Bebauungsplan – die Aufstellung ist beschlossen – legt fest, ob und wie ein Gebiet genutzt und bebaut werden darf. Gewerbebetriebe können besonderen Auflagen zur Gestaltung des Grundstücks unterliegen (Pflanz- und Pflegegebote, Zufahrtsregelungen, Freiflächenlagerung). Nutzungseinschränkungen aus Umweltgründen, die im Bebauungsplan festgelegt werden, sind verbindlich. Vor dem Hintergrund der im Baugesetzbuch formulierten Forderungen nach einem schonenden und sparsamen Umgang mit Boden und der Förderung der Innenentwicklung der Kommunen liegen hier Gestaltungschancen.
Zukunftsfähiges qualifiziertes Gewerbe sollte Flächenverbrauch und Anzahl der Arbeitsplätze ausgewogen vorsehen. Der Zusammenhang zu bezahlbaren Wohnraum auch für neue Beschäftigte liegt auf der Hand. Springer hat im Übrigen diesen Zusammenhang schon 1967 gesehen und Wohnraum in der Hermann-Löns-Straße mitfinanziert. Neuen Wohnraum im Gebiet schaffen, entlang des Beimoorweges ist ohnehin schon Wohnraum entstanden.
Kurze Wege zwischen Wohnung und Arbeitsplatz, die Anbindung Gartenholz mit unserem zweiten Regionalbahnhof und Erweiterung der S 4 sind prima Standortfaktoren. Die umliegenden Flächen des ehemaligen Famila-Geländes, das unsägliche Containerlager für geflüchtete Menschen sollten mit in neue Überlegungen einbezogen werden.
„Gewerbegebiete der Zukunft“ schaffen neue Möglichkeiten, weil sie Standorte über das bisher Übliche hinaus profilieren. Davon profitieren auch die ansässigen Unternehmen. Mit einem „Gewerbegebiet der Zukunft“ kann sich Ahrensburg als moderner Wirtschaftsstandort profilieren, der Flächenbedarfe und Umwelt in zukunftsträchtiger Weise miteinander verbindet.
Die Aspekte, die für „Gewerbegebiete der Zukunft“ stehen, sollten auch für diesen traditionellen Standort Anwendung finden – wenngleich hier die Umsetzung entsprechender Maßnahmen schwierig, aber nicht unmöglich ist. Externer Planungssachverstand kann bei dieser ambitionierten Aufgabe helfen.
https://epaper.lokale-wochenzeitungen.de/mabmsa/480/
Jürgen Eckert SPD Fraktion