Googelt man „Solarthermie“, findet sich gleich unter den ersten Treffern „Lohnt sich nicht im dunklen Norden“. Auf der anderen Seite hört man immer wieder, dass die Dänen die Sonne sehr wohl und dies sogar in Fernwärmenetzen für große Wohngebiete effizient und wirtschaftlich zur Erzeugung von Wärme einsetzen. Die SPD-Fraktion der Stadt Ahrensburg wollte es genauer wissen. Bela Randschau und Torsten Sill folgten daher der Einladung von Isa Reher von der Klimaleitstelle des Kreises Stormarn und schauten sich die Sache einmal vor Ort an. Es ging Richtung Ostsee, konkret nach Pansdorf im Osten Holsteins. Dort wurde eine neuartige Anlage fertiggestellt, die ein ganzes Wohngebiet unter Einsatz von Solarthermie versorgen können soll.
Empfangen wurden die beiden vom Zweckverband Holstein (ZVO), dies gemeinsam mit einer großen Gruppe ebenfalls neugieriger Vertreter aus dem Kreis Stormarn. Der ZVO ist ein Projekt von 62 Gemeinden und hat sich der Versorgung mit Gas, Wasser und eben auch Wärme verschrieben, dies zu einhundert Prozent kommunal. Unter der sachkundigen Führung von Projektentwickler Torben Scheuch und Geschäftsführer Sven Bäumler gab es ein Leuchtturmprojekt des ZVO zu besichtigen, das wirklich beeindruckte.
Herzstück ist eine Freiflächen-Solarthermieanlage, die eine Kollektorfläche von 356 Quadratmetern aufweist. Klingt viel, aber die Anlage passt locker auf ein rund 1.400 Quadratmeter großes Grundstück, auf dem auch ein eher unscheinbares Holzhaus gebaut wurde. Dort befindet sich die hochmoderne Heizzentrale, die zwei effiziente Blockheizkraftwerke und eine leistungsstarke Wärmepumpe beinhaltet, die mit einer Photovoltaik-Anlage betrieben wird. Kombiniert wird all dies mit einer automatisierten, volldigitalen Steuerung und einem großen Wärmespeicher. Allein die Kollektoren der Solarthermieanlage sind für die Produktion von rund 171 Megawattstunden (MWh) solarer Wärme jährlich ausgelegt, hinzu kommt die Leistung einer Wasser/Wasser-Wärmepumpe, die wie für ein Einfamilienhaus konzipiert wirkt, aber große zusätzliche Wirkung erzielt. Die so ohne fossile Brennstoffe produzierte Wärme soll geeignet sein, insgesamt fast 40 Prozent des Wärmebedarfs des angrenzenden Neubaugebiets (genaue Zahlen liegen noch nicht vor) abzudecken. Das Baugebiet ist entsprechend an die Wärmeversorgung angeschlossen. Soweit die Anlage noch mit fossilen Brennstoffen arbeitet, ist eine Umstellung auf Wasserstoff bereits vorgesehen.
Die Anlage beschreibt die ZVO als ein branchenweit beachtetes Praxisbeispiel, das als Muster für weitere Projekte dienen kann und soll. Genaue Zahlen und damit auch Wirtschaftlichkeitsberechnungen gibt es allerdings noch nicht. Dies bedeutet auch, dass ein genauer Preis für die Wärmeversorgung der Haushalte noch nicht vorliegt. Ein Transparenznachteil, der aber bald behoben sein soll.
Die SPD Ahrensburg wird in Sachen Solarthermie am Ball bleiben und die konkreten Erfahrungen des Leuchtturms genau beobachten. Die Erfahrungen müssen in die bevorstehende Wärmeplanung auch in Ahrensburg einfließen, um das Ziel einer nachhaltigen, aber auch für alle bezahlbaren Wärmeversorgung bestmöglich zu erreichen. Vielleicht führt ein nächster Ausflug in die nachhaltige Zukunft die Fraktion ja nach Dänemark, wo es schon lange noch größere Anlagen geben gibt, die trotz nordischer Sonne für nachhaltige und wirtschaftliche Wärme sorgen sollen.
(Torsten Sill)